Das Funktionsprinzip von Hörgeräten basiert auf einer frequenzabhängigen Verstärkung des vom integrierten Mikrofon detektierten Schalls. Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung von Hörgeräten ist es, diese Verstärkung wechselnden Umgebungsbedingungen anzupassen und Störgeräusche soweit wie möglich zu minimieren. Derartige Störgeräusche treten häufig bei Unterhaltungen mit mehreren Gesprächsteilnehmern oder in öffentlichen Räumen auf. Eine weitere, bisher weitgehend unbeachtete Schallquelle von Umgebungsgeräuschen stellen Windgeräusche dar, wie sie beispielsweise beim Joggen oder Fahrradfahren auftreten können.
Im Forschungsprojekt WINDHOER, das am Lehrstuhl für Prozessmaschinen und Anlagentechnik in enger Zusammenarbeit mit dem in Erlangen ansässigen Hörgeräteherstellers SIVANTOS GmbH bearbeitet wird, steht daher die Erforschung der Entstehungsmechanismen derartiger Windgeräusche im Mittelpunkt. In einem komplementären Ansatz bestehend aus laserbasierten experimentellen Untersuchungen im Windkanal und CFD-Simulationen werden zunächst die strömungsmechanischen Gegebenheiten an der Ohrmuschel unter Windeinfluss untersucht. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen werden anschließend akustische Quellterme, die zur Schallentstehung führen, berechnet.
Aus den erhaltenen Ergebnisse werden später allgemeingültige Designvorschriften zur Minimierung von Hörgeräten für den Projektpartner erarbeitet werden. An einem generischen Prototypenmodell eines Hörgerätes werden die berücksichtigten Verbesserungsvorschläge simulativ und messtechnisch validiert. Zudem sind Probandenstudien mit Ausgangsmodell und verbessertem Prototypen im Aeroakustikwindkanal geplant, wodurch die Sprachverständlichkeit unter Windeinfluss bei unterschiedlichen Sprecher-Positionen bewertet werden kann.